ElKiS beim Fachtag „Geflüchtete Familien und Frühe Hilfen"

Am 21.09. fand in Frankfurt der Fachtag des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen zum Thema „Geflüchtete Familien und Frühe Hilfen“ statt. Teilnehmende aus ganz Deutschland, die sich mit dem Thema beschäftigen,  hatten hier die Möglichkeit auf Input, Austausch und Vernetzung. Auch ElKiS waren mit dabei und in dem Workshop „Was braucht es für eine geregelte Sprachmittlung an Kitas“ tauschten sich die Teilnehmenden zu dem Bedarf und den Möglichkeiten aus, die Sprachmittlung in der frühkindlichen Bildung bietet. Am Ende standen viele Antworten, aber auch neue Fragen im Raum: Wer bestimmt die Norm, was ein „gelungenes Kind ist“, wie kann man durch Sprachmittlung eine Brücke zwischen verschiedenen Werten von Familie und Erziehung schaffen? Und: Wer trägt die Verantwortung für Verständigung im Bildungsbereich?

Über 200 Teilnehmende versammelten sich an dem verregneten Freitag in den Gebäuden der Goethe- Universität Frankfurt, um gemeinsam über Themen der frühen Hilfen für geflüchtete Familien zu sprechen. Der Vormittag wurde von vier Impulsvorträgen getragen und der Nachmittag klang in 10 verschiedenen Workshops aus. Es fiel auf, wie wichtig das Thema Sprache immer wieder war und als Haupthindernis für viele Ansätze und Initiativen gesehen wurden.
Prof. Dr. Meurs begann seinen Vortrag mit den Worten: er spreche als Belgier etwas langsamer deutsch, dies würde jedoch nicht bedeuten, dass es schlechter wäre. Das gleiche, so Meurs, gelte auch für Kinder mit Fluchterfahrung: Oft gehe ihre Entwicklung etwas langsamer, das bedeute aber nicht, dass sie schlechter wäre.  Er machte auf die Bedeutung  aufmerksam, Kinder mit traumatischen Fluchterfahrungen in ihren ersten Schritten möglichst früh zu unterstützen. Die Resilienz, also die Kraft konstruktiv mit einer bedrohenden Erfahrung umzugehen, werde stärker, je unterstützender und stressfreier die neue Umgebung sei. Er schloss, man kann Traumata überwinden, aber nicht ohne Hilfe und diese sollte kontinuierlich sein und gemeinsam mit den Eltern stattfinden.


Prof. Dr. Klein schloss in ihrem Vortrag daran an, von Grund auf zu hinterfragen, was eigentlich „normal“ sei und beantwortete die Frage mit: „Normal ist das, was die dominante Gruppe sagt.“ Integration wird von vielen also als die Anpassung an „bessere“ Lebenswerte gesehen. Integration, so Klein, sei immer ein Spiel der Differenzen, der Überlagerung, des Austauschs und sie rief auf, die Widersprüche zwischen den Werten nicht aufzuheben, sondern zu bearbeiten und einen dritten kulturellen Raum zu schaffen, der aber sicher ein ungewohnter Raum sein, ein sogenannter Raum „der Gleichgewichtsstörung“.


Prof. Dr. Herwartz-Emden stellte anschließend in ihrem Vortrag die Frage, wie sich Flucht auf die Familienstruktur und die Beziehungsdynamik in geflüchteten Familien auswirken. Sie wiedersprach der Vorstellung, Kinder seien vormittags in der einen und nachmittags in der anderen Kultur, denn Kontexte würden sich immer und überall vermischen. Um Familien zu verstehen, so betonte sie mehrmals, müsse man ihre Verunsicherungen verstehen. Bei vielen Missverständnissen in der frühkindlichen Bildung geht es oft darum, dass intuitive Überzeugungen der Familien und der Erzieher*innen nicht kommuniziert werden können. Themen wie Respekt, Anpassung, Autorität, Selbstbestimmung und Selbstverantwortung beispielweise. Familien, so Herwarzt- Emden, werde suggeriert, sie seien defizitär und werden dadurch ausgegrenzt. Eltern auf Augenhöhe zu begegnen und mit ihnen über Standards zu sprechen, würde bereits eine große Entlastung für geflüchtete Familien bedeuten.

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