Ernsthaft gute Laune?!
Ich habe gern gute Laune. Wirklich. Das fühlt sich richtig gut an. Das geht euch doch bestimmt auch so. Sich über die Schönheiten der Natur freuen. Richtig herzlich lachen. Sich mit anderen Menschen verbunden fühlen. Singen und tanzen. Von Gesten der Menschlichkeit berührt sein.
Und dann sind da diese Nachrichten, voller Gewalt und Härte und Absurdität und Schicksalsschlägen. Jeden Tag massenhaft von diesen negativen Nachrichten, die die gute Laune angreifen. Gefühlt sind die in den letzten Monaten immer mehr geworden.
An mir selbst fällt mir seit Jahresbeginn auf, dass meine gute Laune trotzdem nicht weniger geworden ist. Ich würde sogar eher das Gegenteil behaupten. Eine Weile habe ich mich selbst darüber gewundert, vor allem wenn ich andere Menschen gehört und gelesen habe, die die Nachrichtenlage verständlicherweise richtig runtergezogen hat. Also suche ich die ganze Zeit nach einer Erklärung für die Quelle meiner guten Laune. Vielleicht kann ich diese ja mit anderen Menschen teilen, weil gemeinsame gute Laune noch viel schöner ist.
Ich denke, es ist eine Art intuitive innere Weigerung und Sturheit. Irgendwie habe ich es mir in meinem Leben scheinbar angewöhnt, innerlich abzulehnen, dass Dummheit, Rücksichtslosigkeit, Machtmissbrauch und Gewalt meinen inneren Frieden und meine Liebe für die Welt und die Menschen beschädigen. Das lasse ich einfach nicht zu.
Das bedeutet nicht, dass ich die Probleme und Ungerechtigkeiten dieser Welt nicht ernst nehme. Im Gegenteil, ich bestehe sogar darauf, diese möglichst präzise zu benennen und nicht zu vergessen: die täglich stattfindende sichtbare und unsichtbare Gewalt, die Menschenrechtsverletzungen, die diskriminierenden Strukturen, die Skrupellosigkeit, Verantwortungslosigkeit und mangelnde Sorgfalt, die Widersprüche zwischen Zielbehauptungen und Handlungsfolgen.
Indem ich diese benenne, kann ich sie anklagen, mich davon abgrenzen, mich weigern, daran teilzunehmen. Und damit schütze ich auch meine gute Laune. Denn diese wird nicht durch die große, extrem komplexe, im Prinzip unkontrollierbare Weltrealität bestimmt. Sie nährt sich durch das, was ich im Nahbereich mit den Menschen erlebe, die mir nahe stehen und mit denen ich mich gemeinsam für die Entfaltung des Potenzials an Schönheit, Frieden, Freiheit, Würde und Wohlergehen einsetze, zum Beispiel durch die Arbeit im Friedenskreis Halle.
Hier ein paar passende, zufällige Inspirationen aus der letzten Zeit:
• Das Krass Festival in Hamburg: Humor als Widerstand
• Maja Göpel auf der re:publica 2025: Reaktionär. Generationen, Zeitgeister und Zukunft (Youtube, deutsch)
• Asaf Avidan on death and violence and knowing yourself (Instagram, English)
• Chimamanda Ngozi Adichie, Trevor Noah and Christiana Mbakwe on „The Reality of Fiction“ (Youtube, English)
Ich wünsche euch einen schönen Sommer und mehr gute Laune für alle!
Karola Kunkel,
Mitglied des Vorstands des Friedenskreis Halle e.V.