Rückblick: Am 09.10. und 364 Tage im Jahr: Räume des Erinnerns schaffen!
Berührt und bewegt haben wir auch in diesem Jahr einen der zwei Jahrestage des antisemitischen, rassistischen und antifeministischen Anschlags hinter uns gelassen.
Mit unserer Kundgebung am 09.10.2025 haben wir vor dem TEKİEZ gemeinsam erinnert und gedacht. In drei Posts wollen wir einen Rückblick geben. Die gesamte Kundgebung ist auch auf Radio Corax nachhörbar.
Zentral ist für uns das Erinnern an Jana L. in den Mittelpunkt zu stellen und beiden Ermordeten zu gedenken. Beide wurden an Yom Kippur 5780, dem 9. Oktober, getötet. Im Herzen sind wir bei ihnen.
Die Hauptzeug_innen im Erinnern sind die Überlebenden und Angehörigen. Deshalb empfinden wir die größte Dankbarkeit für alle, die auch an diesem Tag wieder mit uns waren – in Gedanken, vor Ort oder mit einem Beitrag. Jeder Beitrag und jedes Zitat hat uns tief berührt; wir haben Forderungen gehört, Solidarität und Verbundenheit im Gedenken erlebt.
„Sechs Jahre kontinuierliches Kämpfen, weil es sonst niemand für mich tut. Sechs Jahre immer wieder doch noch weiter machen, weil ich eben nicht aufgeben will, weil ich weiter leben will. Sechs Jahre immer immer wieder an die eigenen Grenzen geraten und trotzdem darüber hinaus gestoßen werden. Sechs Jahre Über_leben.“
Christina Feist
„Trotz allem, was geschehen ist, habe ich immer noch Hoffnung auf eine bessere Welt, auf bessere Zeiten. Es mag noch sehr dunkel werden, bevor es wieder heller wird – aber selbst in der tiefsten Nacht weigere ich mich, das Licht erlöschen zu lassen. In jeder mutigen Tat, jedem Zusammenkommen der Gemeinschaft, jedem Moment der Wahrheitsfindung lebt die Hoffnung
still weiter.“
Mollie Sharfman
„Wir fordern Aufklärung! Wir fordern Konsequenzen! Wir fordern, dass unsere Stimmen gehört werden! Die Stimmen der Betroffenen, der Angehörigen, der Überlebenden. Wir kämpfen weiter, für euch, für uns, für alle, die von rechter Gewalt betroffen sind. Denn unser gemeinsamer Kampf ist ein Kampf für das Leben, für Menschlichkeit, für Gerechtigkeit, für eine solidarische Gesellschaft.“
Gamze Kubaşık
„Wir erinnern uns an jeden Menschen, der durch Hass und Gewalt sein Leben verloren hat. Ihr seid in unseren Herzen, heute und an jedem Tag. Unsere Erinnerung ist auch unsere Stärke – sie hilft uns, gemeinsam zu handeln und weiterzuleben. Wir vergessen nicht. Wir kämpfen weiter gegen die Gründe, die rechten Terror möglich machen.“
Vaska Zlateva
„Unsere Familien wurden von unterschiedlichen Formen des Hasses getroffen. Aber sie sind vereint im gleichen Kampf, damit keine andere Familie jemals wieder das erleben muss, was wir erlebt haben. Wenn ich an einem Ort wie diesem stehe, kehrt immer wieder dieselbe Frage in meinen Gedanken zurück. Welcher Hass kann so tief im Herzen eines Menschen wohnen, dass er einem anderen Menschen das Leben nimmt und, im Fall meines Bruders, ihn bei lebendigem Leibe verbrennt?“
Mamadou Saliou Diallo
„Mein Wunsch an den Staat ist, sicherzustellen, dass es keine weiteren Tode gibt.“
Nayde Dayıcık
„Ich wünsche mir, das sowas nie wieder passiert. Wir möchten euch heute an diesem Tag Kraft spenden. Letzte Zeit in Deutschland passiert viel rechte Gewalt, aber wir kämpfen weiter und wir müssen zusammenhalten und zusammen Kraft aufbauen und wir lassen das nicht so stehen. Immer.“
Soligruppe befe
„Ich bin gegen rechte Gewalt. Lasst uns zusammen Hand in Hand gegen rechte Gewalt kämpfen; es sollen keine Familien mehr weinen“.
Faruk Arslan
„Wir möchten euch danken, dass ihr immer wieder Menschen zusammenbringt und zu einer Vervielfältigung von Möglichkeiten einladet, Gedenken zu denken, zu fühlen, zusammen zu gestalten und solidarisch zu leben. Gedenken bedeutet für uns: den Versuch, das Unsagbare auszudrücken. Wie können wir diese Versuche noch mehr ermutigen? Welche Sprachen/Formen/Ausdrucksweisen können wir voneinander lernen?“
Freundeskreis im Gedenken an die rassistischen Brandanschläge in Mölln 1992
„Betroffene sind und waren nie Statisten. Tatsächlich sind sie in der Regel treibende Kraft bei der Aufdeckung, in der Auseinandersetzung mit rechtem Terror und suchen nach Antworten. So ist es in Mölln, in München oder Hanau oder Halle.“
Burak_Initiative
Wir möchten an dieser Stelle nochmals allen danken, die diese Kundgebung möglich gemacht haben. Danke für eure Kraft, eure Solidarität und euer dran bleiben. Danke an alle, die der Kundgebung aufmerksam und solidarisch zugehört haben. Das Zuhören und ernst nehmen von Perspektiven Überlebender und Angehöriger ist zentral für ein kontinuierliches und selbstbestimmtes Erinnern und Gedenken. Bitte vergesst die Überlebenden und Angehörigen auch an den weiteren 364 Tagen im Jahr nicht. In diesem Sinne: »Am 09.10. und 364 Tage im Jahr: Lasst uns weiter Räume des Erinnerns schaffen!