GELEBTE DEMOKRATIEgelebte demokratie

Es gibt unterschiedliche Verständnisse des großen Wortes Demokratie. Dabei kommt vielen Menschen zunächst `Demokratie als repräsentative Staatsform´ in den Sinn. Dies beschreibt, dass die Macht von der Bevölkerung ausgeht und durch Repräsentant_innen umgesetzt wird. Unter Demokratie muss unserer Meinung nach aber auch verstanden werden: Das Engagement des_der Einzelnen für Fragen des Gemeinwohls und die Vereinbarung des sozialen Zusammenlebens mit gemeinsamen und unterschiedlichen Lebenswelten.

Es geht im Kern um das gemeinsame Wahrnehmen von Alltagsrealitäten sowie die Notwendigkeiten und Herausforderungen, die sich daraus für den und die Menschen in einer Gemeinschaft ergeben. Demokratie ist in diesem Sinne unmittelbar und lebendig. Sie ist gegenwärtig und nah und nicht abstrakt und fern.

In unserer praktischen pädagogischen und prozessbegleitenden Arbeit ist uns wichtig, dass  Anknüpfungspunkte zwischen gesellschaftlichen Notwendigkeiten – wie Mitbestimmung, Teilhabe, Wertediskurse, Kommunikation, Visionen – und subjektiven Handlungsgründen – Sicherheit, Anerkennung, Selbstwirksamkeit – ermöglicht werden. Erst dann kann Bildung und gesellschaftliche Veränderung passieren, da demokratisches Handeln aus einer Vereinbarung aus verschiedenen Motivationen entsteht.  Denn ohne die Aussicht, etwas lernen oder verändern zu können, das für die Menschen persönlich einen Wert hat, ist Bildung und Gesellschaftsgestaltung schlichtweg nicht möglich.

Themenfelder, in denen der Friedenskreis Halle auf Grundlage dieses Leitwertes wirkt, sind u.a.: Umgang mit Minderheit-, Mehrheit- und Machtpositionen, Teilhabe und Mitwirkung an allen lebensrelevanten Entscheidungen, Entscheidungsfindung zwischen Kompromiss und Konsens, Ermutigung und Empowerment von zivilgesellschaftlichen Interessen, Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit, Menschenrechte sowie Aktivierung und Sensibilisierung von Bürger_innen.

Diese Themenfelder beachten wir als Querschnitt in unserer gesamten Arbeit, von der Bildungsarbeit mit Gruppen bis hin zum Mitwirken in kommunalen und bundesweiten Gremien und Netzwerken z.B. in unserer Bündnisarbeit, z.B. im „Halle gegen Rechts – Bündnis für Zivilcourage“.

Lebendig heißt für uns nicht nur die alltägliche unmittelbare Lebenswelt einzubeziehen, sondern auch eine lebendige Form der Auseinandersetzung damit zu finden. Aktiv,  lebendig und damit wirksam ist eine Auseinandersetzung, die über die Vermittlung von Fachwissen hinausgeht. Dafür greifen wir auf eine Vielzahl von kreativen, partizipativen, dialogischen, innovativen aber auch klassischen Formen der Bildungs- und Gemeinwesenarbeit zurück.

Lebendig heißt nicht zuletzt auch, dass der Friedenskreis Halle den Leitwert in allen Bereichen innerhalb der eigenen Organisation lebt, aber auch immer wieder kritisch hinterfragt.

Unser Verständnis von Demokratie zielt deshalb auf eine für den einzelnen Menschen nachvollziehbare Auseinandersetzung mit überindividuellen Aufgaben und Herausforderungen, die die Wahrnehmung ermöglicht, sich nicht  „Mächten“ allein ausgesetzt zu sehen, sondern an der Gestaltung der Gemeinschaft und des Politischen aktiv beteiligt, wichtig und wirksam zu sein.


Links:
Bildungsangebote des Friedenskreis Halle e.V.: http://friedenskreis-halle.de/bildungsangebote.html
Projekt „Demokratie macht Schule“ des Friedenskreis Halle e.V.: http://friedenskreis-halle.de/projekt/demokratie-macht-schule.html 
eh. Projekt „Acting for Democracy“ des Friedenskreis Halle e.V.: http://www.friedenskreis-halle.de/projekt/abgeschlossene-projekte/acting-for-democracy.html
Weiterführende Literatur zu gelebter Vielfalt findet sich in unserer Friedensbibliothek: http://friedenskreis-halle.de/ueber-uns/friedensbibliothek.html