1998 - Projektbeschreibung KRUG MIRA

(KRUG MIRA heißt auf bosnisch, frei übersetzt, Friedenskreis)

KRUG MIRA ist eine Initiative des Friedenskreises Halle e.V., die im April 1993 eine konkrete Gestalt annahm und auch heute noch, in einer neuen Variante weiterlebt. Sie ist eine Reaktion auf den Krieg, der von 1992 bis 1995 im ehemaligen Jugoslawien hunterttausende Menschen aus der gewohnten Lebensbahn warf, in Not und Verzweiflung brachte.
In seiner Satzung hat sich der Friedenskreis u. a. folgende Aufgabe gestellt: Allgemeine Unterstützung von Projekten und Aktionen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene, die das friedliche Zusammenleben der Völker befördern; Organisation und Durchführung humanitärer Hilfe und Unterstützung von einheimischen Gruppen, die in Ländern der Zwei/Drittel Welt und in Krisengebieten das friedliche Zusammenleben födern.

Wie eine Idee zum Projekt "Hallenser helfen Flüchtlingen" wurde


Beeindruckt von den Erlebnissen und Erfahrungen als freiwillige Helfer in kroatischen Lagern für kriegsvertriebene Menschen sowie als Organisatoren und Begleiter von mehreren Hilfstransporten nach Kroatien in den Jahren 1992 und 1993, nahmen die überwiegend jugend-lichen Mitglieder des Friedenskreises 1993 in der kroatischen Adriastadt Rijeka ersten Kontakt zu Flüchtlingsfamilien auf, die nicht in Lagern untergekommen waren und mittellos, auf sich gestellt, notdürftige Unterkünfte gefunden hatten. Sie kauften ihnen von halleschen Spenden-geldern die notwendigsten Lebensmittel. Im April 1994 wurde aus der Idee das Projekt KRUG MIRA "Hallenser helfen Flüchtlingen". Zusammen mit der islamischen Hilfsorganisation MERHAMET, die in Rijeka etwa 300 moslemische Flüchtlinge betreute, stellten Mitglieder des Friedenskreises eine Liste mit 24 Namen und Adressen von Flüchtlingsfamilien zusammen, die besonders dringend materielle Hilfe benötigten. Und sie nahmen sich nicht etwa vor, die künftigen Spendengelder MERHAMET einfach auf den Tisch zu legen und ihr die weitere Arbeit zu überlassen - der Friedenskreis wollte jeden Monat selbst nach Rijeka fahren und persönlich jeder Familie ihr Lebensmittelpaket aushändigen. Die Spender in Halle sollten sicher sein, daß ihr Geld auch wirklich einer ganz konkreten hilfsbedürftigen Familie zugute kommt, außerdem war der persönliche Kontakt wichtig.

Das Beispiel: Wie eine Hallenserin für das Projekt gewonnen wurde


Ich, die mit der Beschreibung des Projektes KRUG MIRA für die Robert Bosch Siftung betraut bin, war damals nicht Mitglied des Friedenskreises. Hin und wieder hatte ich eine kleine Förderspende überwiesen bzw. mich an den Weihnachtspaketaktionen für Bosnien/Kroatien beteiligt. Ich bekam damals einen ausführlichen Brief vom Friedenskreis. Darin wurde mir ge-schildert, wie er sich das "Rijeka-Projekt" vorstellt, auch finanziell. Für jede der etwa 70 bis 80 Bosnier wurde die monatliche Summe von 50 DM veranschlagt, die man für den Kauf von Lebensmitteln und Hygieneartikeln als notwendig ansah. Ich wurde gefragt, ob ich evtl. die finanzielle Patenschaft über einen Notleidenden übernehmen oder sie mit anderen Spendern teilen würde. Mich rührte die Idee dieser Leute vom Friedenskreis und vor allem ihre Bereit-schaft, alle vier Wochen die Strapazen der Fahrt nach Rijeka, des Einkaufs der Lebensmittel vor Ort und des Besuches von 25 Familien in der fremden Stadt zu übernehmen. Und das alles in der Freizeit, am Wochenende zwischen Donnerstagnachmittag und Montagfrüh, bei wenig Schlaf und etwa 30 Stunden Autofahrt hin und zurück.
Ich wurde Dauerspender und bekam fünf Monate später sogar eine konkrete Familie genannt, deren "Pate" ich nun sein durfte. Es waren Sajda und Hasan Rakovic (74 und 78 Jahre alt) aus Bosanska Gradiska (von Serben besetztes Gebiet). Sajda ist Diabetikerin und das Paar lebte in einem dunklen Zimmer am Rande der Stadt, das sie nur mit einem Kohleofen heizen konnten. Die Miete kostete 100 DM, die sie vermutlich von ihren beiden Töchtern aus Deutschland und Österreich geschickt bekamen. Geld für Brennmaterial besaßen sie nicht. Der Friedenskreis bot mir an, ein persönliches Foto und ein Briefchen an Frau und Herrn Rakovic mitzunehmen und die Übersetzung der vielleicht entstehenden Korrespondenz zu übernehmen. So geschah es. Neben der Dauerspende gab ich zur Winterszeit Geld für Brennholz mit und packte zu jeder Fahrt nach Rijeka Diabetikerlebensmittel für Sajda Rakovic ein.
Im Sommer und Herbst 1996, als ich schon ein Jahr lang fast jeden Montagabend an den Beratungen des Friedenskreises teilgenommen und mich auch sonst an allerlei Aktionen be-teiligt hatte, bin ich "meiner Patenfamilie" in Rijeka begegnet. Der Friedenskreis hatte schon sein neues KRUG MIRA-Projekt im Auge, die Aufbauarbeit direkt in Bosnien, in der Stadt Jajce, und wir waren auf dem Weg dorthin zu unseren Workcamps. Der Abschied von "unseren" Flüchtlingsfamilien in Rijeka fiel schwer (er war schon im Frühjahr 1996 "offiziell" vollzogen), und so hatten wir noch einmal einen Kleinbus nicht nur mit unserem privaten Gepäck sondern auch mit Lebensmitteln beladen und waren durch Rijeka gekurvt, hatten Ausschau gehalten, wer noch da ist, wer verzogen oder zurück in die Heimat gegangen war. Rakovic´s lebten noch in ihrem Zimmerchen und wir drückten uns und weinten. Inzwischen, so habe ich gehört, haben sie anderswo in Bosnien ein Zuhause gefunden. Ich wünsche ihnen einen weniger sorgenreichen Lebensabend als bisher.

Was einmal versprochen ... - die Flüchtlingsfamilien durften nicht enttäuscht werden


Aus dieser Schilderung möge deutlich werden, wie etwa der Friedenskreis ab 1994 die Bosnienhilfe organisierte und wie er Mitmacher fand. Man war gegenüber den Flüchtlings-familien in Rijeka eine feste Verpflichtung eingegangen, man durfte sie nicht enttäuschen, sie warteten auf das pünktliche Kommen der Leute aus Deutschland, und schon die Verschiebung eines Besuches über vier Wochen hinaus machte sie unruhig. Doch wie schwer war es, regel-mäßig Transportmittel, möglichst kostenlos, ausfindig zu machen. Am Anfang "genügte" ein Pkw, später war ein Kleintransporter nötig, weil es sich lohnte, die preiswerteren Lebensmittel aus Halle mitzunehmen. Wie schwer war es, für jede Fahrt genügend Führerscheininhaber und Helfer zu finden. Außerdem: Jeden Monat mußten etwa 3500 DM auf dem Spendenkonto sein, um die versprochenen Nahrungsmittel - in Rijeka wurden Frischwaren wie Eier, Geflügel, Obst, Gemüse gekauft - jeder Familie in ausreichender Menge auch wirklich mitzubringen.
Was von den Dauerspendern kam, war nur eine kleine Summe. Ideen waren gefragt, um weitere Spenden zu erhalten. Also organisierte der Friedenskreis "Carape" (bosnisches Wort für Socken). Die Hallenser wurden gebeten, Wolle zu spenden. Säckeweise stapelte sie sich im Eingangsflur unseres "Bürohauses". Sie wurde zunächst in Lagerräume, dann nach Rijeka ge-bracht, an die Flüchtlingsfrauen verteilt und später als original bosnische Strümpfe an Infor-mationsständen bei Stadtteil- und Volksfesten und auf dem Weihnachtsmarkt verkauft. Die Frauen in Rijeka hatten sich damit etwas Geld verdient und wir konnten von dem zusätzlichen Erlös Lebensmittel und Transporte bezahlen. Der Friedenskreis gewann Schulkinder, die für Bosnien Kuchenbasare veranstalteten und die Einnahmen überwiesen, er fand Kirchgemeinden, die zum Erntedank Lebensmittel und Geld für Bosnien sammelten. Und vor allem: Er nutze alljährlich den halleschen Weihnachtsmarkt, um auf das Projekt aufmerksam zu machen, um neue Helfer und Spender zu gewinnen. Weihnachtsmarktaktion  bedeutete, einen entsprechend ausgestalteten Stand 14 Tage lang täglich von 10 bis 20 Uhr offen zu halten und mit Leuten zu besetzen, die bei winterlicher Kälte freundlich, überzeugend und auskunftsfähig sind.
Leider war die Zeit für die Besuche bei den Familien in Rijeka jedes Mal viel zu kurz für gründliche Gespräche. Nada, eine bosnische Kroatin, die in Rijeka einen Gemüsestand besitzt und gut Deutsch spricht, war nicht nur Begleiterin sondern auch Dolmetscherin.
Die ursprüngliche Idee, persönliche Beziehungen zwischen halleschen Familien und ihren Partnern in Rijeka aufzubauen, ist nur teilweise gelungen. Fünf Dauerspender begleiteten jeweils eine Fahrt und lernten "ihre" Partnerfamilie und deren Lebensverhältnisse kennen. Andere gaben Briefe, Karten, Pakete und zusätzliches Geld mit. Die Bosnier reagierten mit Briefen und gebastelten Geschenken. Aber wie soll man aus der zufriedenen deutschen Ferne brieflich auf das Leid fremder Menschen reagieren, ohne Allgemeinplätze zu formulieren. Da bleibt man manchmal lieber stumm. Und die Bosnier wiederum schämten sich ihres Elends und ihrer Hilflosigkeit. Vom Geld fremder Leute leben zu müssen und sich nicht revanchieren zu können, belastet die Seele. Die einzige Möglichkeit für sie, sich wenigstens bei den Über-bringern der guten Taten zu bedanken, war die Einladung zum Pita-Essen.

Eine neue Idee wird Wirklichkeit: Bausteine für Bosnien


Schon nach einem Jahr "Hallenser helfen Flüchtlingen" sind im Informationsblatt des Friedenskreises (4. Ausgabe, Frühjahr/Sommer 1995) folgende Sätze zu lesen: "Viel lieber würden wir anpacken, wenn es darum geht, Zerstörtes wieder aufzubauen - zerstörte Häuser und zerstörte Beziehungen. Aber so weit ist es in Bosnien leider noch nicht. Noch geht es darum, das tägliche Brot der Menschen zu sichern. Trotzdem haben wir die Hoffnung, in einem Jahr nicht mehr Überlebenshelfer sein zu müssen, sondern vielleicht als Geburtshelfer beim Neuanfang aktiv werden zu können."
Diese Hoffnung, 1995 als Utopie empfunden, wurde Wirklichkeit: Ein Jahr später räumten Mitglieder des Friedenskreises mitten in Bosnien, in der alten Königsstadt Jajce, Schutt aus zerstörten Häusern und hatten Zeit, traurige Geschichten von der Belagerung der Stadt, der Vertreibung der Einwohner und des Wartens auf ihre Rückkehr anzuhören. Dabei wurde deut-lich, welche Schwierigkeiten auf dem Weg zu einem friedlichen Zusammenleben der Menschen noch zu überwinden sind. Vorurteile, teilweise Haß zwischen den verschiedenen Volksgruppen haben sich in den Jahren des Krieges in den Köpfen breit gemacht. Wer sein gesamtes Hab und Gut oder Angehörige und Freunde verloren hat, ist in seinem Schmerz besonders empfänglich für die nationalistischen Parolen der regierenden Politiker Bosnien-Herzegowinas.
Eine neue Idee für das KRUG MIRA-Projekt wurde geboren. "Bausteine für Bosnien". Der Friedenskreis will nicht nur bei der Beseitigung der Trümmer in den Häusern helfen, Dächer flicken, Fensterscheiben einsetzen - als neutrale, am Krieg der Religionen und Ethnien nicht be-teiligte Gruppe von Ausländern will er sich auch als Gesprächspartner und Vermittler in Kon-flikten anbieten. Mit wem könnte das besser gelingen als mit Kindern und Jugendlichen. Sie können bei Sport und Spiel die angestauten und eingeredeten Agressionen und Ängste am schnellsten vergessen. Der Entschluß des Friedenskreises: Ein Begegnungszentrum für Kinder und Jugendliche muß in Jajce entstehen.
Die ersten "Bausteine" dafür wurden Ende 1996 am traditionellen Stand auf dem halleschen Weihnachtsmarkt "verkauft". Der "Preis" pro Stück: 50 Mark. Bastler zersägten Holzlatten zu handlichen Klötzchen, schmirgelten und beklebten sie. Beschriftet waren sie mit dem Text: "Mit Ihrer Spende unterstützen Sie den Aufbau und die Arbeit eines Begegnungszentrums in Jajce (Zentralbosnien). Moslems, Kroaten und Serben werden wieder zusammenleben. Doch dafür ist Verständigungsarbeit nötig. Diesem Ziel dient das Projekt "Bausteine für Bosnien". Natürlich konnten auch halbe und viertel Bausteine erworben werden, und so gab am 24. De-zember mittags das Kassenbuch am Stand die schöne Summe von 12.000 Mark Spenden "bekannt". Die verkauften bosnischen Socken nicht mitgerechnet.
Die Initiative der Mitglieder des Friedenskreises war nun nicht mehr zu bremsen. Eine aufwendige Tombola wurde 1997 organisiert mit wertvollen Preisen von über 100 halleschen Geschäftsleuten. Sie brachte 8.000 DM ein. Drei dreiwöchige Workcamps freiwilliger Helfer für Jajce fanden statt. Der Kontakt zu der in Jajce ebenfalls engagierten Hilfsorganisation der Mennoniten, IMO (International Mennonite Organization) wurde genutzt und gemeinsam die Stadtverwaltung gedrängt, ein passendes Gebäude für ein Begegnungszentrum zur Verfügung zu stellen. Und tatsächlich wurde das Haus bis November vergangenen Jahres hergerichtet. In dem Gebäude des früheren Gymnasiums - ein dreistöckiger ehrwürdiger Bau in der Altstadt, vor einem Jahr noch ohne Fenster, mit durchlöcherten Außenwänden, zerstörten Heizungs- und Sanitäranlagen und einer Menge Schutt - arbeiten nun eine städtische Bibliothek, eine Musikschule des in Jajce beheimateten Franziskanerklosters, der kroatische Jugendverband HUM, die IMO-Freiwilligen und zwei Freiwillige des Friedenskreises. Es sind der Student der Sozialpädagogik Christof Starke, langjähriges Mitglied des Friedenkreises, und der zur Zeit arbeitslose Motorradschlosser Jens Walther, durch die Zivildienstberatung zum Friedenskreis gekommen.

Ein leeres Haus genügt nicht - es braucht Leben unterm Dach


Unsere Hoffnungen, das Begegnungszentrum gleichberechtigt mit den einheimischen Institutionen nutzen zu können, haben sich nicht erfüllt. Die Nutzung ist von der kroatisch- nationa-listisch dominierten Stadtregierung so bestimmt, daß die Räume "plötzlich" nicht ausreichen. Die Freiwilligen aus Halle hoffen jedoch, ihre Bastel- und Spielnachmittage für Kinder weiter-hin einmal in der Woche im alten Gymnasium durchführen und ein Kämmerchen für ein Foto-labor nutzen zu können. Aber der Friedenskreis war weitsichtig: Sein "eigenes" Begegnungs-zentrum entsteht seit geraumer Zeit in einem kleinen Haus, das einer pensionierten kroatischen Lehrerin gehört. Den völlig zerstörten Dachstuhl hat der Friedenskreis zusammen mit einem einheimischen Fachmann bereits hergerichtet. Im Keller bereiten die beiden Freiwilligen gegen-wärtig eine Fahrradwerkstatt vor und in den beiden darüberliegenden, noch desolaten Stock-werken gibt es für die diesjährigen geplanten drei Workcamps ausreichend Arbeit. "Bringt Leben unters Dach" heißt deshalb die jüngste Spendensammelaktion - im Dezember wiederum auf dem Weihnachtsmarkt begonnen.
Auszug aus einem der jüngsten E-mail-Berichte von Christof Starke und Jens Walther: "Neben einer anfänglich sehr kleinen Bastelgruppe von Kindern, die sich allerdings nun von Woche zu Woche vergrößert, sind eine Fahrradwerkstatt, ein Fotolabor und ein Puppentheater im Entstehen - eine kleine Zeitung ist in der Planung. Unsere Arbeit und unsere Projekte wer-den von der Jajcer Jugend begeistert aufgenommen und zum Teil durch eigenes ‘Handanlegen’ unterstützt. Seit Mitte Dezember helfen uns fast täglich junge Jajcaner, die Räume für die Fahr-radwerkstatt herzurichten. Sie lebten während des Krieges als Flüchtlinge in Deutschland, Schweden oder in anderen Teilen Ex-Jugoslawiens und haben nun, nach der Rückkehr in ihre Heimatstadt, weder die Chance eine Lehrstelle zu finden, noch eine Arbeit, noch haben sie die Möglichkeit, ihre Freizeit zu gestalten. Enttäuscht und voll Unverständnis für diese Situation, greifen sie bei uns offenbar gern zu Farbe und Pinsel, um ihrer Stadt zu einem bunten Ort zwischen all den zerschossenen Häusern zu verhelfen." (Weitere Berichte über die bisherige Begegnungsarbeit in Jajce im beigegebenen "FK aktuell", 9. Ausgabe, Winter 1997/98)

Der Ausblick


Zwei Jahre nach dem Friedensabkommen von Dayton konzentriert sich in Deutschland die öffentliche Debatte auf die Rückkehr der Flüchtlinge nach Bosnien. Wie selbstverständlich wird suggeriert, daß die Lage dort ruhig und stabil sei. Jene Menschen jedoch, die die Situation auf dem Balkan genauer kennen, beispielsweise die Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, meinen, die relative Ruhe könne die Ruhe vor dem Sturm sein. Die Gefahr eines Wiederaufflammens des Krieges in Bosnien ist keineswegs gebannt. Umso wichtiger ist es, die Zeit zu nutzen und den einseitigen Ideologien der herrschenden nationalistischen Parteien eine Alternative ent-gegenzusetzen.
Natürlich will der Friedenskreis in Jajce nicht im herkömmlichen Sinne Politik betreiben. Seine Hoffnung gründet sich darauf, durch eine Belebung des Alltags Pluralität zur Normalität werden zu lassen und damit das festgefahrene Denken aufzuweichen. Für das Projekt KRUG MIRA bedeutet das: Die begonnene Arbeit für die Begegnung von Kindern und Jugendlichen muß fortgesetzt werden. Gegenwärtig sind Ausländer in Bosnien die einzigen Personen, denen die Bewohner Unparteilichkeit gegenüber den verschiedenen "Volksgruppen" zutrauen. Aus diesem Grund muß die Organisation und Leitung der Kurse und Veranstaltungen zunächst wesentlich von den Freiwilligen übernommen werden. Wenigstens noch zwei Jahre wird ihr Engagement in Jajce nötig sein. Erst im Laufe der Zeit wird die Verantwortung an Ein-heimische abgegeben werden können.
Der Friedenskreis wird also weitere Langzeitfreiwillige gewinnen müssen - möglichst sozial-pädagogisch oder psychologisch vor- oder ausgebildete Leute. Die Praktikumszeit für Christof Starke ist im April 1998 zuende, Jens Walther braucht einen neuen Partner zur Seite. Es heißt also ganz ernsthaft "Bringt Leben unters Dach". Geld ist dafür nötig und das Interesse von uneigennützigen, hilfsbereiten Menschen. Eine Auszeichnung durch die Robert Bosch Stiftung wäre natürlich vor allem eine tolle moralische Anerkennung für die etwa 40 aktiven, natürlich wechselnden Mitstreiter des Friedenskreises, die sich seit sechs Jahren für ein fried-liches Leben der Menschen in Bosnien engagieren.

notiert von Susanne Schrader im Januar 98

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